REPORTAGE/BERICHT

Während ein einsamer Zensor hilflos "unanständige" Bauchtanzkostüme konfisziert, gehen westlicher Lifestyle und globalisierte Popkultur ungebremst über Ägypten nieder. Sexvideos und der Irak-Krieg beschleunigen den technischen Fortschritt im Land am Nil und moderne Massenmedien seine Verwestlichung.

Amerikanisch, arabisch, europäisch und afrikanisch — Kairo ist alles und alles gleichzeitig, am ehesten vielleicht eine Art brodelnder Feldversuch in Sachen Globalisierung. Niemand weiß, wie er ausgehen wird.

Brennende Feuerwehrwagen und Polizeiketten gerieten in die internationalen News, aber die eigentliche Nachricht hätte lauten müssen: Auf Kairos Straßen bleibt der Volkszorn weitgehend aus. Als der Krieg gegen den Irak begann, glich die oft beschworene "arabische Straße" in Ägypten eher einem "arabischen Sofa". Ein denkbar schlechtes Omen?

Über Jahrhunderte lebten die Beduinen vom Sinai auf einem schmalen, unwirtlichen Grat zwischen Himmel und Erde. Heute sind ihnen die Bilder aus aller Welt ganz nah, und die Bergwelt mit ihren Tälern, Weideplätzen und Oasen entfernt sich Stück für Stück. Welche Welt wird die kleine, blinde Hasnaa sehen, wenn die Augenoperation gelingt?

Seifenopern spalten Familien, Talkshows brechen Tabus, Quizsendungen werden hitzig im Parlament debattiert — Fernsehen in Ägypten ist ein melodramatischer Jahrmarkt der Skandale.

Von Kairo nach Luxor fährt man am bequemsten mit dem Zug. Die Sahara-Tour über die vier Oasen im Oasenhalbmond der Westlichen Wüste ist kaum anstrengender, aber spannender, amüsanter und voller Überraschungen.